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Imame besuchen KZ-Gedenkstätte Neuengamme – „Deutsche Geschichte, Nationalismus und Extremismus“

Imame besuchen KZ-Gedenkstätte Neuengamme

 

Im Rahmen des letzten Moduls ihrer Qualifikations- und Exkursionsreihe haben die Imame die Gedenkstätte des KZ Neuengamme besucht. In dieser Reihe geht es u.a. darum, den Imamen für die deutsche Gesellschaft elementares gesellschaftspolitisches Wissen zu vermitteln und hier ging es um das Thema Nationalsozialismus. Es nahmen 22 Imame aus verschiedenen Gemeinden von SCHURA und DITIB teil.

 

Die Imame wurde zunächst im Studienzentrum der Gedenkstätte begrüßt. Die Imame erfuhren, dass das KZ-Neuengamme 1938 zunächst als Außenlager errichtet und ab 1940 als selbständiges Konzentrationslager geführt wurde. Die Häftlinge mussten unter Zwang für den Ausbau der Infrastruktur (Ziegelei), für die Rüstungsindustrie und den Bau militärischer Anlagen arbeiten. Am Stichkanal und Hafenbecken sowie in der Ergänzungsausstellung im ehemaligen Klinkerwerk konnten die Imame mehr über das Ausstellungsthema „Arbeit und Vernichtung: KZ-Zwangsarbeit in der Ziegelproduktion“ erfahren. Die Häftlinge mussten ohne Werkzeuge und Maschinen die körperlich sehr schwere Arbeit bewerkstelligen. Viele der Häftlinge starben an dieser harten körperlichen Arbeit.

 

Im Anschluss wurde das „Haus des Gedenkens“ besucht. Hier sind die Namen der ca. 25.000 Toten des KZ Neuengamme auf weißen Fahnen aufgeführt. Nicht alle Opfer konnten aufgeführt werden, da die Aufzeichnungen nicht vollständig waren. Unter den Namen fanden sich auch muslimische Namen etwa von Häftlingen aus Bosnien oder muslimischer Roma vom Balkan. Die Politik der Verfolgung und Vernichtung der Nazis erfolgte aus rassistischen, politischen wie sozialen Gründen und traf dann Menschen ganz unterschiedlicher Herkunft und Religion. 90 Prozent der Ermordeten in Neuengamme stammten dabei aus den besetzten Ländern. In einem Seitenflügel des Mahnmals sind Totenbücher ausgelegt, in denen alphabetisch die Namen, Herkunft, Geburts- und Todesdaten sowie die Berufsbezeichnung zu finden sind. Diese traurigen historischen Zeugnisse dienen bis heute den Hinterbliebenen als Grundlage für die Suche nach ihren Vorfahren.

 

Bei den Überresten des Arrestbunkers und dem Appellplatz wurde auf die sehr harten und unmenschlichen Arbeits- und Lebensbedingungen erneut eingegangen. Auf dem Appellplatz erfolgte bei jedem Wetter die tägliche Zählung der Häftlinge. Diese Zählung konnte mehrere Stunden dauern, wenn z.B. die Zahlen nicht stimmten. In der Nacht verstorbene oder getötete Häftlinge mussten durch die Mithäftlinge zum morgendlichen Appell mitgebracht werden, damit die Zahlen zu stimmen hatten. Der Abschluss der Exkursion fand in den Räumen der Hauptausstellung statt. Hier wird die Dokumentation der begangenen Verbrechen, der Prozesse der Entmenschlichung und der Leiden der Häftlinge dargestellt.

 

Einige Imame der Teilnehmergruppe äußerten sich zu ihren Eindrücken wie folgt:

 

„Wir sind bestürzt über das Ausmaß dieser menschenfeindlichen Ausbeutung und systematischen Ermordung  von Menschen. Man kann sich in dieser scheinbaren Idylle nicht vorstellen, dass die Hälfte der ungefähr 100.000 Häftlingen durch die unmenschlichen Arbeits- und Lebensbedingungen und durch systematische Morde ums Leben gekommen sind.“

„Besondern makaber und zynisch habe ich es empfunden, dass im Kommandantenhaus der Kommandant Max Pauly mit seinen fünf Kindern und seiner Schwägerin wohnte, während tagtäglich Menschen unter unmenschlichen Bedingungen leben, leiden und durch die harten Arbeitsbedingungen sterben mussten“.

„Es ist wichtig, den Opfern zu gedenken und die Untaten und Ungerechtigkeiten jener Zeit nicht zu vergessen als Mahnung für unsere Zeit.“

 

Für die Imame hat der dieser Besuch auch noch mal die Wichtigkeit belegt, in ihrer Gemeindearbeit Werte des Antifaschismus und Antirassismus zu vermitteln.

 

SCHURA wird mit einer Delegation an der Gedenkveranstaltung anlässlich des 74. Jahrestages des Kriegsendes und der Befreiung des Konzentrationslagers am 2. Mai teilnehmen.

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