Imame besuchen KZ-Gedenkstätte Neuengamme

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Am 17.10.12 besuchten Imame verschiedener SCHURA-Gemeinden die KZ-Gedenkstätte Neuengamme. SCHURA sieht eine Information über die deutsche Geschichte und eine darauf aufbauende Bewusstseinsbildung als wichtigen Bildungsauftrag in den Gemeinden an. Hierfür sind in den Moscheen Imame wichtige Multiplikatoren. Da Muslime Teil der deutschen Gesellschaft sind, ist es auch obligatorisch, sich mit der deutschen Geschichte auseinanderzusetzen und Position zu beziehen. Dies gilt auch aktuell in der Auseinandersetzung mit Rechtsextremismus, Antisemitismus und Islamophobie.

Es nahmen insgesamt 12 Imame sowie Vorstandsmitglieder und andere Aktive an der Veranstaltung teil. Die Imame haben einen unterschiedlichen persönlichen Hintergrund: Sie kommen aus unterschiedlichen Ländern (Türkei, Libanon, Ghana, Togo). Einige sind in ihren Herkunftsländern aufgewachsen und noch nicht lange in Deutschland, andere sind hier sozialisiert. Deshalb war ihr geschichtliches Vorwissen über die Zeit des Nationalsozialismus in Deutschland sehr unterschiedlich. Einige mussten einräumen, während der Schulzeit im Herkunftsland kaum etwas über den Nationalsozialismus erfahren zu haben, andere hatten sich durchaus eingehend etwa mit der Bedeutung des Holocaust beschäftigt. So wurden dann auch unterschiedliche Fragen gestellt, etwa nach den Gründen der Verfolgung. Viele wollten wissen, ob auch Muslime im KZ inhaftiert gewesen waren. Sie erfuhren, dass Muslime nicht aus religiösen Gründen verfolgt worden waren, sondern wenn sie politische Gegner der Nazis waren. Die größte Gruppe muslimischen Glaubens waren aber ethnisch verfolgte Roma aus den Balkanländern.

Beim Rundgang durch die Gedenkstätte erfuhren die Imame viel über das Herrschaftssystem der Nazis und den Lageralltag. Dieser bestand aus einem System aus Kontrolle, Vereinzelung, Schikane und Gewalt. Es herrschte die perfide Logik der „Vernichtung durch Arbeit“, nach der die Nazis alle Menschen behandelten, die sie aus politischer Gegnerschaft verfolgten oder aus rassistischer Ideologie zu „Untermenschen“ erklärten. Insgesamt vielen dem Lager-Terror mindestens 42.900 Menschen zum Opfer. Zu ihrer Verwunderung erfuhren die muslimischen Besucher dabei, dass „Muselmann“ eine verächtliche Bezeichnung der SS-Wachen für abgemagerte und sterbende Häftlinge gewesen war. Der Hintergrund dafür konnte aber nicht geklärt werden.

Angesichts des Ausmaßes des Lagers waren auch die Imame verwundert darüber, dass nach dem Krieg die deutschen Anwohner behaupteten, nichts davon mitbekommen zu haben. Dies wirkt als Komplizenschaft großer Teile der deutschen Bevölkerung mit der Nazi-Herrschaft. Es ist deshalb eine moralische Pflicht, Menschenverachtung und Unterdrückung entgegen zu treten, auch wenn sie sich nur in Ansätzen zeigen. Dies gilt besonders, wenn sich jetzt wieder in Europa rechte Ideologie in neuen Formen zeigt. Für alle Imame war der Besuch der Gedenkstätte eine wichtige Erfahrung, die sie für die Arbeit in ihren Moscheegemeinden nutzen werden.

 

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