DSC0027 1

Gedenken an die Nacht, in der die Synagogen brannten

Rede des Schura Co-Vorsitzenden: Daniel Abdin am 9.11.2018

Sehr geehrter Herr Dr. Wunder,
sehr geehrte Frau Seiler,
sehr geehrter Herr Dr. Petersen,

meine sehr geehrten Damen und Herren, liebe Freundinnen und Freunde.
In meinem Namen sowie Im Namen der Muslime in Hamburg, grüße ich Sie ganz herzlich und freue mich sehr, hier ein Grußwort sprechen zu dürfen.

Millionen von Juden wurden zum Opfer des Nazi Regimes im drittenreich. Dafür müssen wir uns alle schämen. Mit großer Sorge beobachten wir, dass der gegenwärtig wachsende Antisemitismus für unsere Jüdischen Geschwister leider immer wieder erfahrbar ist.

Die jüngsten Zunahmen der antisemitischen und antimuslimischen Vorfälle bzw. Angriffe in Deutschland sind beängstigend.

Judenhass, Fremdenhass und Islamophobie verursacht durch radikale Menschen die respektlos, intolerant und menschenfeindlich sind.

Egal welche radikalen Ideologien diese Menschen haben, ob Politisch oder Religiös motiviert, wir betrachten die beiden genannten extremistischen Strömungen als zwei Seiten einer Medaille. Diese Medaille des Hasses, des Antisemitismus, des Rassismus, des Extremismus und der Menschenfeindlichkeit ist eine Bedrohung für unseren sozialen und gesellschaftlichen Frieden.

Unsere aller Aufgabe ist, sichtbar zu machen, dass Juden in diesem Land nicht allein dastehen. Die Juden müssen sich auf die aktive Solidarität ihrer nicht jüdischen Mitmenschen verlassen können.

Unsere Solidarität muss, aus einem ehrlichen Interesse am Schicksal unserer Mitmenschen herauswachsen. Das ist gerade beim Thema Antisemitismus und Islamfeindlichkeit noch ein sehr langer Weg. Die Vorurteile gegenüber Juden, Muslime und andere Minderheiten sitzen in vielen Teilen der Gesellschaft tief.

Wir müssen für mehr Aufklärung insbesondere unter den Jugendlichen sorgen, mehr über unsere Deutsche Geschichte lehren und verdeutlichen, dass was im drittenreich an Gräueltaten gegen die Juden und andere Minderheiten geschah sich nie wiederholen darf.

Ich wünsche mir als deutscher Muslim, dass wir als gesamte Hamburger Gesellschaft mit den unterschiedlichsten Hintergründen, unsere wunderschöne Stadt Hamburg und Deutschland, von jeglicher Art von Extremismus, Antisemitismus, Radikalismus, Islamfeindlichkeit, Fremdenfeindlichkeit und Rassismus Hand in Hand entgegentreten und das friedliche, vielfältige und bunte in unserer Gesellschaft bewahren.

Wir dürfen alle Arten von Extremismus egal ob politisch oder religiös motiviert, keinen Millimeter Platz in unserer Gesellschaft ermöglichen.

Das was der Mensch nicht kennt, fürchtet er. Deshalb ist es wichtig, dass wir vermehrt auf Dialog und Austausch setzen. Durch Austausch und Begegnungen können wir Vertrauensbrücken aufbauen, Ängste und Vorurteile abbauen.

Der Dialog ist eine Kunst des Zusammenlebens in unserer Welt. Zum Dialog und zum Austausch unter den verschiedenen gesellschaftlichen Fassetten gibt es keine Alternative.

Angesichts der vielfach wachsenden religiösen, aber auch politischen und kulturellen Spannungen, bieten wir gemeinsam wichtige Chancen für Dialoge und offene Begegnungen.

Oft soll es vermeintlich die Religion oder andere Kulturen sein, die uns trennen und Gesellschaftsprobleme bereiten. Aber fehlende Bildung und vorschnelle Interpretationen anderer Lebensweisen fallen hierbei viel drastischer ins Gewicht. Denn Bildung ist die beste Präventionsgrundlage gegen Intoleranz, Radikalisierung und Diskriminierungen jeglicher Art.

Unsere bisherigen Dialoge sind großartig und es wäre sehr schade, wenn wir diese Erfahrungen nur auf einer bestimmte Ebene beibehalten. Der Dialog und der Austausch müssen intensiver an die Basis, an die Bürger dieser Gesellschaft weitergeleitet und umgesetzt werden. Denn so können innerhalb der Gesamtgesellschaft das Vertrauen aufgebaut, Gegenseitiger Respekt, Demokratiebewusstsein und Toleranz gestärkt werden.
Der Dialog, das gemeinsame Hand in Hand ist die einzige fruchtbare Möglichkeit um Konflikte zu lösen, Menschen aktiv zu unterstützen und unsere Gesellschaft zu bereichern. Uns allen muss bewusst sein, dass Pluralität, Unterschiede, kulturelle und ethnische Differenzen sowie religiöse Vielfalt von uns allen anerkannt und respektiert werden muss.

Die gemeinsamen, großartigen Werte unserer freiheitlichen und pluralistischen Gesellschaft stehen ja eindeutig in unserem Grundgesetz: Menschenwürde, Grundrechte,
Völkerverständigung und Toleranz, Ächtung von Gewalt und das gemeinsame Eintreten gegen Diskriminierung aufgrund von Herkunft, Geschlecht, sexueller Orientierung, Glauben bzw. religiöser oder politischer Anschauungen.
Trotz, dass es zur Zeit Menschen beziehungsweise eine Partei gibt, die der pluralistischen Gesellschaft geradezu den Kampf angesagt hat, bin ich der Meinung, dass wir in einer gesunden Gesellschaft leben und wir gemeinsam (und ich betone hier das Wort Gemeinsam) in der Lage sind menschenverachtenden Ideologien die Stirn zu bieten und unsere Demokratie zu beschützen.

Vielen Dank

 

PME Reichspogromnacht 9.11.18 2018_BR_HGK