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Opferfestempfang von SCHURA und DITIB: Gegen Rechtspopulismus und Islamfeindlichkeit

opferfestempfang_00Der diesjährige gemeinsame Opferfestempfang von SCHURA Hamburg und DITIB Nord fand am 15.09. in der Bosnischen Moschee statt, wo die Gäste zunächst durch Imam Halim Alibasic begrüßt wurden. In Ihren Grußworten gingen SCHURA-Vorsitzender Mustafa Yoldas und DITIB-Nord-Vorsitzender Sedat Simsek auf die aktuelle politische Lage ein: Das Erstarken der rechtspopulistischen AfD, die von dieser Partei propagierte Islamfeindlichkeit sowie die gewaltsamen Übergriffe auf Flüchtlinge und Moscheen würden in den islamischen Gemeinden als bedrohliche Entwicklung wahrgenommen. Es sei deshalb beunruhigend, wenn nun auch demokratische Parteien mit rechtspopulistischen Mustern Politik machen würden, wie die Forderung der CSU, nur noch „kulturell nahestehende“ Menschen in Deutschland aufzunehmen oder nach einem „Burka-Verbot“. Deshalb dürfe man, so Mustafa Yoldas, das Feld nicht den Islamhassern und Rechtspopulisten überlassen, da sonst eine weitere Polarisierung der Gesellschaft drohe. Deshalb seien alle gefordert, sich noch deutlicher für die universellen Werte einzusetzen. Dabei richtete der SCHURA-Vorsitzende seinen Appell gerade auch an die Muslime, ihr gesellschaftliches Engagement zu verstärken.

Für die Hamburgische Bürgerschaft sprach deren Vizepräsidentin Christiane Schneider (Die Linke) ein Grußwort. Christiane Schneider betonte, dass sich die islamischen Religionsgemeinschaften in Hamburg als wichtiger Akteur und Partner der Stadt etabliert hätten. Der Staatsvertrag habe sich bewährt und es gebe keinen Grund, ihn in Frage zu stellen. Insbesondere hob sie das vielfältige Engagement vieler islamischer Gemeinden bei der Integration von Flüchtlingen hervor.

Den Gastvortrag dieses Opferfestempfangs hielt Prof. Dr. Wolfgang Benz über Islamfeindlichkeit im Diskurs rechtspopulistischer und rechtsradikaler Parteien und Bewegungen. Prof. Benz ist Historiker und ehemaliger Leiter des Zentrums für Antisemitismusforschung an der TU Berlin. Er wies in seinem Vortrag auf strukturelle Ähnlichkeiten zwischen dem Antisemitismus des 19. und frühen 20. Jahrhunderts und der heutigen Islamfeindlichkeit als Ausgrenzungsdiskurs gegenüber gesellschaftlichen Minderheiten hin. Damals wäre es gegen die Emanzipation der Juden gegangen, heute gegen die Integration von Muslimen, die dadurch gesellschaftlich sichtbarer würden, weshalb man diese Entwicklung rückgängig machen bzw. verhindern wollte. Dabei würden Antisemiten des 19. Jahrhunderts und aktuelle „Islamkritiker“ mit ähnlichen Mitteln an ihrem Feindbild arbeiten wie religiösen Stereotypen und Ressentiments sowie Verschwörungstheorien. Ein verbreitetes Mittel solcher Demagogie sei das Schüren irrationaler Ängste, die Minderheit würde, angebliche Schwächen ausnutzend, in dieser die Macht übernehmen wollen. Als Beispiel nannte Benz für den Antisemitismus die „Protokolle der Weisen von Zion“, für die Islamfeindlichkeit das Buch „Deutschland schafft sich ab“ von Thilo Sarrazin und die Bücher des Verschwörungstheoretikers Udo Ulfkotte. Gerade bei Sarrazin sei es ein Fehler, wenn der klar rassistische Gehalt des Buches nicht eindeutig benannt würde und man ihm den Anschein der Seriosität und Diskussionswürdigkeit zukommen lasse. Die pauschale Diskriminierung von Muslimen sei, so Benz, eine Kampfansage an Toleranz und Demokratie. Dies zeige sich aktuell an der Pegida-Bewegung und der AfD. Deshalb müsse die demokratische Gesellschaft diesen entschieden entgegen treten und Aufklärung über ihre islamfeindliche Demagogie betreiben, keinesfalls aber Elemente davon in die eigenen politischen Diskurse übernehmen.

Zum Ausklang des Abends gab es Musik von Trio Sazende und arabische Spezialitäten vom Buffet.