Erklärung zu den gewaltsamen Ausschreitungen in der Nacht zum 8.10. auf dem Steindamm
In der Nacht zum 8. Oktober ist es auf dem Hamburger Steindamm zu gewalttätigen Auseinandersetzungen in einem erheblichen Umfang gekommen. Diese wurden von den Medien zum Teil als „Konflikte zwischen Kurden und Muslimen“ dargestellt. Dies ist falsch. Einen so gearteten Konflikt gibt es nicht. Kurden sind zum ganz überwiegenden Teil Muslime. Zu den Mitgliedern von SCHURA gehören drei kurdische Moscheegemeinden. Menschen unterschiedlicher Herkunft, ihre Vereine und Moscheen, haben in St. Georg bisher friedlich zusammen gelebt, was auch so bleiben soll. Extremisten wie gewaltbereite Salafisten und Sympathisanten des sog. „Islamischen Staates“ (IS) sind unser aller gemeinsamer Gegner.
Auslöser der Gewalt in der Nacht des 7./8.10. war ein anscheinend geplanter Angriff einer Gruppe gewaltbereiter Jugendlicher offensichtlich aus der salafistischen Szene auf den kurdischen Kulturverein am Steindamm 62. Zu diesem Zeitpunkt waren in den Vereinsräumen viele Kurdinnen und Kurden, die sich nach deren Demonstration in der Innenstadt gegen die Bedrohung der Stadt Kobane durch den IS dorthin begeben hatten und die sich dagegen zu Wehr setzten. Daraufhin zogen sich die salafistischen Jugendlichen in Richtung des Gebäudes mit der Al-Nour und der Albanischen Moschee am Kleinen Pulverteich zurück. Während die Tür der Albanischen Moschee verschlossen war, stand die Tür der Al-Nour-Moschee offen und ca. zwei Dutzend Personen drangen ein, während der stellvertretende Imam mit einer Gruppe Moscheebesucher gerade mit dem Nachtgebet beginnen wollte.
Zwischenzeitlich war Polizei angerückt, die an der Ecke Steindamm/Kleiner Pulverteich sowie vor dem Moscheegebäude absperrte. Die salafistischen Jugendlichen, die mit Knüppeln, Metallstangen, Messern sowie anderen Hieb- und Stichwerkzeugen bewaffnet waren, hielten sich zum Teil auf dem Platz vor und zum Teil in der Moschee auf. Sie begannen Parolen zu rufen, mit denen sie ihre Sympathie für den IS ausdrückten.
Angesichts dieser Umstände erklärten der stellvertretende Imam der Al-Nour-Moschee und drei inzwischen eingetroffene SCHURA-Vorstandsmitglieder, für die Moschee das Hausrecht auszuüben und allen Personen – die betenden Gemeindemitglieder hatten die Moschee zwischenzeitlich verlassen können – aus der Moschee zu verweisen. Die Moschee wollte kein Obdach für Gewalttäter und Extremisten sein. Dies wurden auch gegenüber den anwesenden Polizeikräften erklärt und diese zur Durchsetzung aufgefordert, woraufhin diese – trotz der sich immer weiter aufladenden Aggressivität – gleichwohl keinen Anlass zum Handeln sahen. Dabei muss gesagt werden, dass der Imam und die SCHURA-Vorstandsmitglieder von den IS-Sympathisanten zum Teil massiv bedroht wurden.
Erst nachdem es auf dem Steindamm zu weiteren schweren Auseinandersetzungen mit weit über einem Dutzend Verletzten gekommen war, kam gegen 23.30 Uhr die Polizei mit verstärkten Kräften und räumte unter Einsatz von Wasserwerfern den Steindamm.
Am nächsten Morgen trafen sich im PK 11 auf dem Steindamm Vertreter der Polizei, des Kurdischen Kulturvereins, der Al-Nour-Moschee, der SCHURA sowie die Bürgerschaftsabgeordneten Christiane Schneider und Cansu Özdemir von der Linken und Pastor Kay Kraak zu einem runden Tisch. Dabei stellte man zunächst den Sachverhalt der nächtlichen Ereignisse fest und beschloss, in sozialen Medien verbreiteten zur Aufstachelung von Emotionen verbreiteten Gerüchten wie dem, Kurden hätten eine muslimische Frau getötet, nachhaltig entgegen zu treten. Einig war man sich auch in der politischen Bewertung, dass es in Hamburg keinen Konflikt zwischen Kurden und Muslimen gibt, jedoch ein gemeinsames Problem mit gewaltbereiten salafistisch orientierten Personen, dass gesellschaftlich gelöst werden muss.
Diese Darstellung wurde von Vertretern der SCHURA, der Al-Nour-Moschee und des Kurdischen Kulturvereins sodann gemeinsam auf einer am Nachmittag kurzfristig einberufenen Pressekonferenz vertreten.