SCHURA Hamburg zur Diskussion innerhalb der Hamburger Grünen

SCHURA Hamburg reagiert auf die Diskussion innerhalb der Hamburger Grünen zum Verhältnis zu den islamischen Religionsgemeinschaften: „Wir verstehen einen Diskussionsbedarf. Unsere Positionen zu den strittigen Fragen sind aber eindeutig und klar“ erklärt SCHURA-Vorsitzender Daniel Abdin. So habe sich SCHURA stets von jeder Form von Antisemitismus distanziert. „Als islamische Religionsgemeinschaft in Deutschland stehen wir auch in einer Verantwortung zur deutschen Geschichte“ so Abdin weiter. Deshalb gebe es bei diesem Thema „kein Vertun“.

Weil nachvollziehbar sei, dass die Demonstration zum Al-Quds-Tag in Berlin aus ihrem politischen Kontext heraus als antisemitisch wahrgenommen werde, habe SCHURA diese immer für nicht tragbar erachtet. Deshalb beteilige sich das Islamische Zentrum Hamburg (IZH) als Institution weder an der Organisation des Quds-Tages noch rufe es zur Teilnahme auf. Wenn Personen aus der Gemeinde gleichwohl zur Demonstration nach Berlin gefahren seien, beruht dies auf deren eigener Entscheidung und ist in keiner Weise vom IZH veranlasst oder unterstützt worden.

SCHURA habe, wie Daniel Abdin erläutert, in den letzten Jahren einiges unternommen, um in den Gemeinden ein Bewusstsein zu Antisemitismus, Antifaschismus und überhaupt zur deutschen Geschichte zu entwickeln. Wiederholt habe man etwa mit Imamen und Gemeindevorständen die KZ-Gedenkstätte Neuengamme besucht und gerade kürzlich hätten Verantwortliche aus mehreren Gemeinden an einer Fahrt nach Auschwitz teilgenommen. Abdin: „Viele in den Moscheegemeinden sind als Migranten hierher gekommen mit einem geringen Vorwissen über diese Zusammenhänge. Deshalb machen wir da eine entsprechende Bildungsarbeit.“ Mit der Jüdischen Gemeinde, so betonen es Daniel Abdin und Ayatollah Ramezani, bestehe seit langem ein Verhältnis des freundschaftlichen Dialoges.

Ungleich folgenreicher sei die Situation im Herkunftsland beim zweiten von den Grünen angesprochenen Thema – der Entwicklung in der Türkei und deren Folgen für das Zusammenleben in Deutschland. Man müsse bedenken, so Abdin, dass sich die derzeitige Polarisierung in der türkischen Gesellschaft in gewisser Weise auch in Hamburger Moscheen widerspiegele: „Unter unseren Mitglieder haben wir türkische wie kurdische Gemeinden. Da gibt es Menschen, die haben AKP gewählt genauso wie HDP-Wähler.“ SCHURA habe dabei immer deutlich gemacht, dass man sich als eine islamische Religionsgemeinschaft in Deutschland verstehe. Man biete daher generell nicht das Format, um Politik aus Herkunftsländern hierüber zu betreiben.

Keinesfalls wolle man, so der SCHURA-Vorsitzende, dass Konflikte aus der Türkei oder anderen Herkunftsländern das hiesige Zusammenleben belasten. Uneingeschränkt gelte für SCHURA ein klares Bekenntnis zu Rechtsstaatlichkeit und Demokratie. „Auch dies vermitteln wir in unsere Gemeinden“ so Daniel Abdin.

Das Ansinnen der Antragsteller zum Parteitag der Grünen wird vom SCHURA-Vorsitzenden gleichwohl zurückgewiesen: „Diskussionsprozesse brauchen ihren Raum und ihr Ergebnis lässt sich nicht mit Ultimaten erzwingen.“ Ein solches ansonsten kontraproduktives Vorgehen lasse den Verdacht aufkommen, den Antragstellern ginge es eigentlich darum, den Staatsvertrag mit den islamischen Religionsgemeinschaften auszuhebeln. Es gebe derzeit leider auch über die AfD hinaus Tendenzen, Muslime und ihre Verbände gesellschaftlich ausgrenzen zu wollen. Dem dürfe gerade in Hamburg aber nicht nachgekommen werden, wo der Staatsvertrag sich in vielerlei Weise als integrativer Gewinn erwiesen habe.

„Über kontroverse politische Fragen wird SCHURA mit den Grünen wie den anderen Parteien gern offene Diskussionen führen“ kündigt Daniel Abdin an.