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ONLINE SCHURA-Mitgliederversammlung am 22.11.2020

Online Format

Aufgrund der aktuellen Beschränkungen infolge der Corona-Pandemie konnte die turnusmäßige SCHURA-Mitgliederversammlung am 22.11. nicht wie gewohnt als Präsenzveranstaltung stattfinden, sondern erfolgte diesmal als Zoom-Konferenz. Dieses neue Format wurde aber von den Mitgliedsgemeinden gut angenommen. 42 Mitgliedsgemeinden nahmen teil und es gab lebhafte Diskussionen.

 

Aktuelle Corona-Lage

Ein Schwerpunkt war die aktuelle Corona-Lage und ihre Auswirkungen auf die Gemeinden. Hassan Ramadan gab eine kurze Einführung in die medizinischen Auswirkungen des derzeitigen Infektionsgeschehens. Durch den Teil-Lockdown sind die Moscheen derzeit nicht betroffen und die täglichen Gebete wie auch das Freitagsgebet und können wie gewohnt unter Einhaltung der Hygienekonzepte stattfinden. Fatih Yildiz berichtete, dass die dies allgemein in den Hamburger Moscheen gut und verantwortungsvoll umgesetzt würde. Angesichts der weiter hohen Infektionszahlen müsse hierauf weiter streng geachtet werden einschließlich der namentlichen Registrierung der Moscheebesucher. Nicht möglich seien bis auf Weiteres Trauerfeiern und andere Versammlungen. Dagegen kann der Religionsunterricht ebenfalls unter Beachtung der hierfür geltenden Hygienebestimmungen weiter in den Moscheen stattfinden. Diese wurden von Özlem Nas nochmals ausführlich erläutert.

 

Islamische Bildungskonferenz

Vorgestellt wurde weiter die Islamische Bildungskonferenz (iBiKo), die ebenfalls als Zoom-Konferenz am kommenden Freitag stattfindet. Aus aktuellem Anlass wird diesmal um den Umgang mit Provokation, Beleidigung und Diskriminierung in Schule und Gesellschaft.

 

Terroranschlänge in Frankreich und Österreich und Ihre gesellschaftliche Auswirkungen

Ein weiteres zentrales Thema der Mitgliederversammlung waren die Terroranschläge von Frankreich und Wien und ihre gesellschaftspolitischen Auswirkungen. Hierzu trugen Norbert Müller und Mounib Doukali politische und theologische Gesichtspunkte vor. Norbert Müller beschrieb die Situation in Frankreich als sehr problematisch, weil zu einen der Laizismus einer konstruktiven Beziehung zwischen Staat und Religionsgemeinschaften im Wege stehe, zum anderen eine soziale Segregation von Teilen der Muslime bestände. Die begünstige Extremismus und die Politik reagiere jetzt sehr aggressiv gegen den Islam, was das Klima weiter anheize. Die Situation in Österreich sei das Verhältnis zum Islam stark geprägt durch den islamophoben Rechtspopulismus der FPÖ, der jetzt größtenteils von der Regierungspartei ÖVP unter Sebastian Kurz übernommen worden sei. Kurz trete auch jetzt als Scharfmacher hervor. Die Debatte habe auch Deutschland erreicht, wo man mit der undefinierten und unbestimmten Wortschöpfung des „politischen Islam“ in erster Linie Front gegen den Islam der Moscheegemeinden und islamischen Verbände mache, welche man als Begünstiger von Terrorismus darstelle.

 

Verächtlichmachung der Religion durch Karikaturen

So nutzten die Terroranschläge denjenigen, die einer Spaltung der Gesellschaft bzw. einer Spaltung zwischen Mehrheitsgesellschaft und Muslimen das Wort redeten. Dies betreffe auch extremistische Akteure in der muslimischen Community. SCHURA hat sich deshalb von den beiden Demonstrationen in den beiden letzten Wochen distanziert und die Gemeindemitglieder gebeten, hiervon Abstand zu nehmen. Auch Mounib Doukali erkläre, dass die Verächtlichmachung der Religion, wie sie durch die Karikaturen zum Ausdruck komme, nicht akzeptabel sei, die damit zusammenhängenden Fragen aber im gesellschaftlichen Dialog geklärt werden müssten, da man sich selbst als Teil dieser Gesellschaft sehe. Demonstrationen wie die jetzt stattgefundenen seien kontraproduktiv, weil sie von der Gesellschaft eher als Sympathiewerbung für Terroristen wahrgenommen würden. Wie Norbert Müller betonte, müsse SCHURA gerade in dieser Situation auf gesellschaftliche Bündnisse mit Politik, anderen Religionsgemeinschaften und Zivilgesellschaft orientieren.

 

Einschätzung der aktuellen politischen Lage in Hamburg

In Hamburg ist es in erster Line die CDU, die bei jeder Gelegenheit unter Wiederholung immer dergleichen Vorwürfe die Kündigung des Staatsvertrages fordert und dafür in den Medien leider zu viel Aufmerksamkeit erhält. Tatsächlich gibt es in der Politik aus SPD, Grünen und Linken eine breite Mehrheit für den Staatsvertrag. SCHURA befindet sich in guten Gesprächskontakten und hatte diese aktuell mit anderen Religionsgemeinschaften (Interreligiöses Forum), Behörden (Sozial- und Schulbehörde), Senatskanzlei und Politik (religionspolitische Sprecher_innen der Fraktionen, Fraktion der Linken und weitere Abgeordnete).

 

Vorwurfes des „politischen Islam“

In der anschließenden Diskussion wurde gerade angesichts des Vorwurfes des „politischen Islam“ weiterer inhaltlicher Klärungsbedarf angemahnt. Eigene Position müssten deutlicher heraus gearbeitet werden, um damit in die Öffentlichkeit zu gehen. Es müsse deutlich machen, welchen Islam in welcher Gesellschaft man wolle. Es soll deshalb hierzu ein Positionspapier erarbeitet werden. Der Vorstand wird dazu demnächst Interessierte einladen.

 

Aufnahme von neuen Mitgliedern

Schließlich wurden noch drei neue Mitglieder einstimmig in SCHURA aufgenommen:

  • Islamischer Familienverein e.V. (Al-Ummah-Moschee)
  • Bangla Desh Islamisches Zentrum e.V.
  • SV Vahdet Hamburg e.V.

 

Ankündigung von Veranstaltungen

  • islamische Bildungskonferenz (27. November 2020 19:00)iBiKo

 

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  • Christlich, islamische Fortbildung (ab Februar 2021)

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