Wieviel Raum darf Religion haben?
Presseerklärung
Die Moschee in der Diaspora ist weit mehr als ein bloßer Ort für die fünfmaligen Gebete am Tag. Sie stellt vielmehr einen Ort gelebter Gemeinschaft dar, an dem neben dem Gottesdienst viele weitere Aktivitäten stattfinden, welche das soziale Leben von Muslimen prägen. So finden in Moschen neben Predigten und den rituellen Gebeten auch Feste, religiöser Unterricht, Beratungen in religiösen sowie sozialen Fragen, Vorträge zu verschiedenen Themen (Gesundheit, Bildung, Erziehung), Podiumsdiskussionen zu aktuellen Fragen, interreligiöse Gottesdienste, Aktivitäten für Frauen und Kinder statt.
Die Moschee ist somit auch ein Ort des Austausches; so werden im Rahmen von Moscheeführungen Fragen über den Glauben und die religiöse Praxis von Muslimen beantwortet. Es besteht die Möglichkeit eine Koranrezitation zu hören, das Gebet mitzuverfolgen und aktuelle Fragen beantwortet zu bekommen. Die Moschee bietet damit auch Möglichkeiten des Dialoges sowohl innerislamisch wie auch interreligiös und interkulturell. Diese dialogische Verantwortung wird insbesondere von verschiedenen Moscheen in Hamburg sehr ernst genommen und hat eine lange und nachhaltige Tradition.
Immer häufiger stoßen die Muslime jedoch auf Probleme, wenn es um den Neu- bzw. Umbau von Moscheen, das Anmieten, sowie den Kauf von Objekten für die Gemeindearbeit geht. Bei der politischen Entscheidung über diese Vorhaben spielen immer mehr vorgeschobene Bau- und Verkehrsverordnungen eine Rolle als eine vernünftige Integrationspolitik.
Die Bemühungen der Islamischen Gemeinden aus den bestehenden meist engen Gebetsräumen in Wohn- und Gewerbegebieten, in von außen erkennbare repräsentative Moscheebauten mit großzügigen und angemessenen Räumlichkeiten zu gelangen, werden vielerorts erschwert.
Der Wunsch von Seiten der Muslime nach würdevollen Moscheen weckt in der Öffentlichkeit Befürchtungen, wie etwa Lärm- und Verkehrsbelästigungen, aber auch überzogene Vorwürfe der Ghettoisierung und Entstehung einer Parallelgesellschaft.
Die gewachsenen sozialen, kulturellen und religiösen Bedürfnisse der muslimischen Bevölkerung werden bei Neu- bzw. Umbauten von Moscheen nicht ausreichend berücksichtigt, eine Sonderregelung wie bei christlichen Kirchen und jüdischen Gemeinden findet keine Anwendung.
Die Anzahl von Moscheen und Gemeinden, die sich in Hamburg in einem prekären Zustand befinden, steigt immer weiter an. Mietverträge werden nicht verlängert, zugesicherte Grundstücksverkäufe verweigert, zudem erschweren zum Teil unverhältnismäßige Bauauflagen die Gemeindearbeit. Laut einer aktuellen kleinen Anfrage der Fraktion Die Linke über Moscheen in Hamburg zeigt sich, dass der Senat nur ungenügende Informationen über die Moscheenlandschaft in Hamburg hat.
Die SCHURA, der Rat der Islamischen Gemeinschaften in Hamburg, greift deshalb dieses Thema auf und möchte am alljährlichen Tag der offenen Moschee am 3. Oktober, im Rahmen einer Podiumsdiskussion, über die Situation der Islamischen Gemeinden in Hamburg informieren und mit Vertretern aus Politik und Kirche über mögliche Lösungen diskutieren.
Programm:
12.00
Moscheeführung
13.00
Vorstellung des Bauprojekts der Ibrahim Khalil Moschee
14.00
Impulsvortrag von Joachim Reinig, Architekt “Moscheen in Hamburg”
14.30
Podiumsdiskussion mit
Christiane Schneider, MdBÜ, Die Linke
Mustafa Yoldaş, SCHURA Hamburg
Falko Droßmann, Fraktionsvorsitzender Bezirk-Mitte, SPD
Pastor Dr. Detlef Görrig, Beauftragter für christlich-islamischen Dialog der Nordelbischen Ev.-luth. Kirche (NEK)