Am 19.2.2021 jährt sich der Anschlag Hanaus zum ersten Mal. Noch immer sitzt der Schmerz bei den Angehörigen und Bekannten der Opfer tief. SCHURA Rat der Islamischen Gemeinschaften in Hamburg möchte zuvorderst aller Opfer gedenken, bittend um Gottes Gnade und Barmherzigkeit, und den Angehörigen das tiefste Beileid aussprechen.
Die Opfer sind Menschen, deshalb muss das Gedenken dem gesellschaftlichen und politische Diskurs immer vorausgehen. Es sei weit mehr als tragisch, so die islamische Religionsgemeinschaft in einer Pressemitteilung, dass im letzten Jahr neun Menschen aufgrund der ihnen zugeschriebenen Fremdheit ermordet wurden.
Es ist ein Terroranschlag
„Der Terroranschlag machte uns wütend, traurig und ließ uns alle fassungslos zurück. Gökhan – Ferhat – Mercedes – Sedat – Hamza – Kalojan – Bilal – Fatih – Said. Ihre Namen dürfen nicht vergessen werden! Ihre Namen sollen daran erinnern, dass Rassismus tötet und die Gefahr nicht gebannt, sondern gegenwärtig ist“, so SCHURA-Co-Vorsitzender Fatih Yildiz.
Angesichts der Entwicklung von antimuslimischem Rassismus, der Entwicklung des gesellschaftlichen Diskurses nach rechts sowie rassistischen Tendenzen in Teilen von Polizei und Behörden werde aber ersichtlich, dass der Täter nicht in einem geistigen Vakuum gehandelt habe. Was seine psychische Krankheit für die Opfer so tödlich machte, seien Hass und Rassismus gewesen.
Yildiz weiter: „Geistige Brandstifter schüren weiterhin bewusst das Klima der Angst, des Hasses und der Ausgrenzung, die von gewaltbereiten Extremisten aufgegriffen wird und in verbalen Angriffen und Terroranschlägen mündet.“
„Wo stehen wir als Gesellschaft heute, wenn es um Rassismus geht, wenn es auch um Islam- und Ausländerfeindlichkeit geht?“ fragt sich der SCHURA-Co.-Vorsitzende ein Jahr nach dem Anschlag. Die Corona-Pandemie habe viele Bereiche des gesellschaftlichen Lebens nicht wenig berührt. In der Frage nach Rassismus in unserer Gesellschaft habe sie vor allem folgendes ans Tageslicht gebracht: Die Offenheit, mit der rassistisches Gedankengut neben und mit Verschwörungstheorien auf Anti-Corona-Demos aber auch im Internet geäußert werde, beweise zum einen die Verschiebung des Sagbaren nach rechts, zum anderen werde man sich mehr und mehr der schieren Menge an Personen bewusst, die solches Gedankengut in sich trügen. Mehr als 900 Angriffe auf Moscheen und Muslime im letzten Jahr trotz Shutdown und Pandemie zeigten uns, dass es „die Spitze des Eisberges“ sei und dass wir als Gesamtgesellschaft in der Verantwortung stehen würden, alles Notwendige gegen Terroranschläge und Hassverbrechen zu tun, um diese Entwicklung aufzuhalten.
Ablehnung des Antrages der Fraktion der LINKEN im Bundestag zur Bekämpfung von antimuslimischem Rassismus
Die Religionsgemeinschaft der Muslime in Hamburg fordert die Politik auf, alle Kräfte zu bündeln, damit alle Menschen dieses Landes zusammen frei, sicher und ohne Angst leben könnten. Umso enttäuschender und unverständlicher sei für viele Muslime die Ablehnung des Antrages der Fraktion der LINKEN im Bundestag zur Bekämpfung von antimuslimischem Rassismus durch die Fraktionen von CDU/CSU, AfD, SPD und FDP bei Enthaltung der Grünen gewesen. „Man hätte den Muslimen in Deutschland ohne großen Aufwand ein wichtiges und überfälliges Signal geben können, ein tatsächlich bestehendes gesellschaftliches Problem verstanden zu haben und Solidarität zu zeigen“, meint Fatih Yildiz. „Dass dann noch die Vertreter von AfD und CDU antimuslimischen Rassismus zum Konstrukt erklären, ist der Gipfel der Ignoranz“, so Yildiz weiter. Man sehe, noch sehr viel Arbeit vor sich zu haben.
Auch SCHURA Hamburg werde ihren Beitrag für eine vielfältige, von respektvollem Umgang geprägte Gesellschaft leisten und sich stets aktiv gegen Rassismus einsetzen.
Die SCHURA Hamburg nimmt an drei dezentralen Gedenkveranstaltung eines großes Aktionsbündnisses am 19. Februar in Hamburg teil, um gemeinsam Solidarität mit den Überlebenden und Angehörigen der Ermordeten des rassistischen Terroranschlags in Hanau zu zeigen.
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Ein Jahr nach Hanau
Wir klagen an und fordern: Erinnerung, Gerechtigkeit, Aufklärung, Konsequenzen!
„Unsere Solidarität von Hamburg nach Hanau!“
19. Februar Kundgebungen 17:00 Uhr
An drei dezentrale Versammlungen angemeldet.
1. Arrivati Park-Feldstraße
2. Rindermarkthalle-Feldstraße
3. Glashüttenstraße
https://hamburgnachhanau.noblogs.org/