Mit SCHURA Hamburg, SCHURA Schleswig-Holstein, SCHURA Bremen, SCHURA Niedersachsen, Islamische Religionsgemeinschaft Hessen, Islamische Föderation Berlin, Koordinationsrat der Muslime Mecklenburg-Vorpommern und Islamische Glaubensgemeinschaft Baden-Württemberg gibt es in mehreren Bundesländern islamische Landesverbände. Diese haben sich seit einem Jahr durch regelmäßige Treffen vernetzt. Das aktuelle fand am 29. Mai in Rendsburg statt.
Im Mittelpunkt der eintägigen Versammlung in der neuen Rendsburger Moschee stand ein Referat über das Ergebnis einer Datenerhebung
in den Landesverbänden zur jeweiligen Organisationsstruktur. Ziel der Fragebogenaktion war es, sich ein Bild darüber zu machen, inwieweit die Verbände tatsächlich den rechtlichen Vorgaben einer Religionsgemeinschaft entsprechen. Dies geschieht vor dem Hintergrund, dass die Landesregierungen in Hamburg, Niedersachsen und Bremen Verhandlungen mit den dortigen SCHURA-Verbänden sowie mit DITIB und VIKZ führen. Ziel für die Muslime ist dabei der Abschluss eines Staatsvertrages und damit die Anerkennung als Religionsgemeinschaft.
Die Analyse der Mitgliederstruktur ergab, dass den Landesverbänden jeweils sämtliche im jeweiligen Bundesland existierende Moscheegemeinden angehören außer DITIB/VIKZ und Einzelfällen von meist salafistisch orientierten Moscheen. Das Verhältnis zwischen DITIB und SCHURA-Verbänden differiert dabei ganz erheblich zwischen den Städten Hamburg und Bremen und Flächenländern wie Niedersachsen und Schleswig-Holstein: In ersteren dominiert zahlenmäßig SCHURA wie in letzteren DITIB. Die Landesverbände weisen im übrigen eine sehr pluralistische Mitgliederstruktur auf, welche die Dominanz einer bestimmten Gruppe kaum zulässt (in Hamburg etwa stellen die türkischen Gemeinden nur etwas über ein Viertel der Mitglieder, während es dort gleichzeitig vier afrikanische, drei kurdische und vier schiitische Gemeinden gibt).
Ausnahmen von dieser Mitgliederstruktur bilden Berlin, wo mit dem Aufbau gemeinsamer Strukturen gerade erst begonnen wurde, und Mecklenburg-Vorpommern: Der Osten mit seiner ganz anderen Islam-Historie kennt meist nur ethnisch gemischte Gemeinden bei vollständiger Abwesenheit der türkischen Islam-Organisationen.
Abgefragt wurden bei der Datenerhebung auch Angaben über die innerverbandlichen wie gesellschaftlichen Aktivitäten. Hier zeigte sich bei den Landeverbänden ein unterschiedlicher Grad der Einbindung der Mitgliedsgemeinden wie der gesellschaftlichen Positionierung des Verbandes. Überall ein großes Problem stellt die Finanzierung der Verbandsarbeit dar: Viele Mitgliedsgemeinden verfügen nur über ein geringes Beitrags- und Spendenaufkommen, welches es nicht einmal zulässt, einen Imam ordentlich zu bezahlen. Da bleiben kaum Mittel, um die Verbandsarbeit zu finanzieren. So kommt es, dass allein SCHURA Hamburg über ein hauptamtliches Sekretariat verfügt.
Die Diskussion über die Ergebnisse der Mitgliederbefragung brachte wichtige Erkenntnisse über die Fortschritte beim Aufbau der Verbände wie über „Baustellen“, die noch bearbeitet werden müssen. Hierbei will man sich gegenseitig unterstützen. Eine enge Koordination soll auch hinsichtlich der in Hamburg, Niedersachsen und Bremen geführten Verhandlungen mit den jeweiligen Landesregierungen erfolgen, zumal die Verhandlungen in Hamburg nach allseitiger Einschätzung in ein entscheidendes Stadium getreten sind.
Das nächste Landestreffen wird im Herbst in Hannover stattfinden.