Am 19.11. fand die SCHURA-Mitgliederversammlung in der Bosnischen Moschee statt. Im Mittelpunkt standen diesmal einige Satzungsänderungen zur Neustrukturierung der Vorstandsarbeit sowie die turnusmäßige Neuwahl des Vorstandes. Zunächst wurde aber die Abu-Hanifa-Moschee (Islamisch-Afghanisches Zentrum Abu Hanifa e.V.) als neues Mitglied aufgenommen. SCHURA gehören damit 55 Mitglieder an bestehend aus 37 Moscheegemeinden und 18 sonstigen islamischen Vereinen.
In ihren Rechenschaftsberichten gingen die Vorsitzenden Daniel Abdin, Ayatollah Reza Ramezani und Mustafa Yoldas auf die Tätigkeitsschwerpunkte der letzten beiden Jahre ein. Zentral für den Vorstand war dabei eine Reihe von Workshops über mehrere Monate gewesen, in denen die Vorstandsmitglieder über Zielsetzungen und Struktur der Vorstandsarbeit sprechen und Vorschläge zur Neustrukturierung erarbeiteten. Dabei wird der Vorstand zahlenmäßig verkleinert und allen Vorstandsmitgliedern werden feste Arbeitsbereiche bzw. Arbeitsausschüsse zugewiesen, in denen der Großteil der inhaltlichen Arbeit geleistet werden soll. Die entsprechende Satzungsänderung wurde später mit breiter Mehrheit beschlossen. Kontrovers diskutiert worden war die Frage, ob SCHURA weiterhin durch drei gleichberechtigte Vorsitzende repräsentiert oder unter diesen eine Hierarchisierung erfolgt. Für Letzteres fand sich aber keine Mehrheit, so dass es bei der bisherigen Regelung bleibt. Neu hinzukommen wird jedoch künftig die Bestellung eines Geschäftsführers.
Thema war auch die mangelhafte finanzielle Situation der Religionsgemeinschaft. Mehrheitlich wurde eine nachhaltige Steigerung des Beitragsaufkommens als notwendig angesehen, damit SCHURA auch künftig den Aufgaben gerecht werden kann. Nach kontroverser Diskussion wurde eine neue Beitragsordnung beschlossen, die eine erhebliche Anhebung der Mitgliedsbeiträge vorsieht.
Im Vortrag der drei Vorsitzenden wurde deutlich auf Konflikte und Herausforderungen durch ein verändertes gesellschaftspolitisches Klima in den letzten zwei Jahren hingewiesen. Dies zeige sich am politischen Aufstieg der AfD, dem Umgang mit Geflüchteten wie auch einem für Muslime unterschiedlichen Bereichen der Gesellschaft wahrnehmbaren Anstieg von islamfeindlichen Einstellungen. Hierher gehöre aber auch die seit einem Jahr anhaltende Debatte um eine Kündigung des Staatsvertrages, wie sie von CDU, FDP und AfD wiederholt gefordert wurde. Diese Forderung sei zwar klar populistisch angelegt, werde aber hinsichtlich SCHURA mit der Beteiligung aus SCHURA-Gemeinden an der Demonstration zum Qudstag in Berlin begründet. SCHURA hatte sich jedoch in einer Erklärung von jeder Art von Antisemitismus deutlich distanziert und auch vom Qudstag abgegrenzt. Diese Position wurde zudem in diversen Gesprächen mit Vertretern der politischen Parteien wie auch anderer Religionsgemeinschaften deutlich gemacht. Nach erneuter Besprechung der Vorsitzenden hierzu kann sicher gestellt werden, dass sich im kommenden Jahr keine Personen mehr dort beteiligen werden, die in Mitgliedsgemeinden in irgendeiner Weise Funktionen ausüben.
Weiterer Konfliktpunkt in der Debatte um den Staatsvertrag war das Verhältnis von DITIB zur Türkei bzw. die Einflussnahme türkischer Politik („Spitzelaffäre“ u.a.). Hier sollte eigentlich zusammen mit Vorsitzenden von Bürgerschaftsfraktionen auf dem gemeinsamen Opferfestempfang mit DITIB ein positives Zeichen gesetzt werden, was aber durch den Ausstieg von DITIB und der dadurch veranlassten Absage nicht möglich wurde. Insgesamt gab es die Einschätzung der Vorsitzenden, dass sich das Spannungsverhältnis der SCHURA-Arbeit zu Konflikten aus den Herkunftsländern wie der Türkei deutlich verschärft habe.
Nach den geänderten Satzungsbestimmungen wurde sodann der Vorstand gewählt. Dabei wurden Mustafa Yoldas, Ayatollah Reza Ramezani und Daniel Abdin als Vorsitzende bestätigt. Schatzmeister bleibt Sulejman Fejzulahi. Zu Beisitzern gewählt wurden Zulhejrat Fejzulahi (Arbeitsausschuss Innerislamisches/Treffen der Imame), Abu Ahmed Jakobi (Interreligiöses), Mehdi Aroui (Öffentlichkeitsarbeit), Özlem Nas (Bildung), Hassan Ramadan (Soziales) und Norbert Müller (Rechtsangelegenheiten/Vertreter bei Senat und Bürgerschaft).